我想大家都记得马克·吐温对出版商曾经说过的那句名言:“关于我死亡的消息实在太夸张。”此时此刻我想引用伟大的罗斯特罗波维奇的原话“安然无恙”来形容我的健康状况。在苏联时代,每当有关于他死亡的消息传出,罗斯特罗波维奇就会和太太一同出国,现身说法,谣言不攻自破。他会对出入境管理处的官员说:“亲爱的同志,我很好,没有健康问题。请让我的太太,歌唱家加林娜·维什涅夫斯卡亚伴随我进行下一次巡演。”
当瑞士韦尔比音乐节宣布我因为“健康原因”取消音乐会后,我收到羽毛般的来信。有些来自朋友,有些来自陌生人,大家都关心我的健康。
我想用这个机会告诉大家,我很好,没有“健康问题”,只是“身心憔悴”。事实上,身心憔悴恰恰是健康的延续。所以对于那些试图使我抱病的人,小女子在此有礼了。
亲爱的朋友们和乐迷们:
我很好,希望能很快见到你们。如果这份声明看上去像挑衅,我很遗憾。很多艺术家都彬彬有礼,他们的“成功”来自于遵守“规则”。在我看来,有些艺术家纯粹是当今音乐工业的牺牲品。
作为一个有良知的音乐家,我谢绝参加本届韦尔比音乐节。最近,我非常惊讶地(但少了一份同情地)注意到一些音乐家未能抵挡住诱惑,为了一个“象征性”的认可,投身于“明星云集”的场合。我本人希望和他们能和所谓“明星效应”和这种“名利场”保持距离。数几十年来,我唯一的目标就是为音乐服务,为作曲家服务。当然我也组织音乐会、介绍艺术家,取悦听众,但这都另当别论。
我给著名的韦尔比音乐节去信,信中详细阐述了我的观点。今天我想以此公开信揭露隐藏在音乐界的“顽症”,希望能引起大家关注。
当今社会中的年轻艺术家所面临的危机,值得大家注意。他们很容易为求得商业成功和知名度而付出巨大代价,尤其是当成功垂手可得的时候。现在的趋势就是,寻找一位出色的器乐演奏家,然后将其打造为“名人”(其实大多数都是路人)。
为什么?
因为他们大多技巧高超,但言之无物。谢天谢地的是,还是有能够深入理解音乐的艺术家。要成为真正的艺术家,培养自己的才能,寻找到自己在生命和音乐中的方向,需要的是时间和努力。
显然,这些都与现今音乐界的快速增长和包装炒作格格不入。因此许多年轻人沦为成功的祭品,成功成了阻碍他们寻找自我的绊脚石。
所有认为音乐不仅仅关乎自我表达和娱乐的人们,都应当深入探究音乐的含义。我们不应当盲从偶像崇拜。音乐历史中,所幸有许多录音存世。那些录音会告诉我们什么是真材实料,什么是炒作包装。
引用尼采的话“没有音乐的世界是不可想象的”。显然,这位伟大的哲人所提及的是音乐,而不是现在充满“新星”和大量娱乐和掌声的商业社会。这便是我的结论,我想我会更健康更强壮。
我不求我的观点被大家认同,只求澄清,我谢绝参加韦尔比音乐节,并不是像主办方所说的“健康原因”。尽管如此,还是祝愿所有在音乐节亮相的音乐家们享受这个夏天,与此同时享受“名人”的待遇和掌声的欢呼。
很遗憾,无法与莫逆之交在七月份登台。昨天,罗肯豪斯(Lockenhaus)室内乐音乐节闭幕,这是从我创建音乐节至今的第30届,也是我担任艺术总监的最后一届。我想参加过这一音乐节的音乐家、听众,和我分享同一个体会,那就是真正的音乐,远离尘嚣和商业,才是我们灵感的源泉。
我们所爱的音乐,而不是“名利”,将永葆青春,感动世人。
基顿·克莱默
2011年7月12日
附原文
Sie erinnern sich sicher an die berühmten Zeilen von Mark Twain an den Verleger: «Das Gemunkel über meinen Tod ist stark übertrieben.»
Ich würde auch den großen Slava Rostropovich zitieren, der genau wusste, dass die einzige Rechtfertigung für eine Auslandsreise mit der Gattin zu Sowjet-Zeiten ein «instabiler Gesundheitszustand» sein könnte. Anstatt diese Karte auszuspielen, verwendete er jedoch die folgende Formulierung, um ein Ausreise-Visum für seine Frau zu bekommen: «Liebe Kameraden, da ich mich sehr wohl fühle und keinerlei gesundheitliche Probleme habe, frage ich Sie um Erlaubnis, dass mich meine Gattin, die Sängerin Galina Vishnevskaya, auf meiner nächsten Konzertreise begleiten darf.»
Nachdem Ihre Website eine fragwürdige Aussage des Verbier Festivals veröffentlicht hat, dass meine Absage aus «gesundheitlichen Gründen» erfolgt sei, habe ich zahlreiche e-Mails von bekannten und unbekannten Freunden erhalten, die sich alle um mein Wohlergehen sorgen.
Meine heutige Absicht ist, Ihre Website zu nutzen, um alle Interessenten davon zu überzeugen, dass es mir sehr gut geht. «Müde» sein heißt, nicht wirklich krank sein. Es heißt eigentlich das genaue Gegenteil: Müdigkeit kann als Erweiterung eines gesunden Zustands betrachtet werden. Deshalb muss ich leider jenen widersprechen, die versuchen, mich krank aussehen zu lassen.
Liebe Freunde und Musikliebhaber,
mir geht es immer noch sehr gut. Mehr noch – ich hoffe, dass ich noch eine ganze Weile unter Euch weilen werde. Es tut mir leid, wenn diese Behauptung wie eine Provokation aussieht. Es gibt viele Künstler, die sich «gut verhalten», die den ihnen auferlegten «Spielregeln» folgen, um «erfolgreich» zu sein. Manche dieser Künstler sind (für mich) offensichtlich Opfer unserer heutigen Musikindustrie.
Als Musiker mit einem bestimmten Bekanntheitsgrad verzichte ich auf die Teilnahme beim Verbier Festival. In letzter Zeit bin ich etwas befremdet (und verliere daher ein wenig Sympathie) von einigen Künstlern, die der Versuchung nicht widerstehen können ihr Talent für eine «symbolische» Anerkennung im Himmel der «Stars» einzutauschen.
Ich selber will mich jedenfalls vom Hype um die «ereignisreichen Zusammenkünfte» distanzieren. Mein Ziel war und ist seit Jahrzehnten, der Musik und den Komponisten zu dienen. Organisatoren, Managern und der Masse zu gefallen ist eine andere Angelegenheit.
Mein Brief an die angesehenen Organisatoren des Verbier Festivals sagt all dies deutlicher. Ich möchte mit dem heutigem Brief an sie nur noch einmal auf die wahre «Krankheit», die sich stark verbreitet (und dabei nicht immer «sichtbar» ist) aufmerksam machen.
Wir müssen alle auf die Gefahr achten, die junge Talente heutzutage umgibt. Sie werden zu schnell Opfer der Werbung und des Erfolgs, vor allem wenn letzterer sich all zu schnell einstellt. Es gibt eine gewisse Tendenz, nach brillanten Instrumentalisten Ausschau zu halten, und in ihnen «Persönlichkeiten» (die sie häufig nicht sind) zu sehen.
Warum?
Weil viele von ihnen fähig sind, schwierige Partituren mit Leichtigkeit zu bewältigen, aber dabei wenig «zu sagen» haben. Gott sei Dank, gibt es auch diejenigen, die in die Tiefen des Musizierens vordringen. Um ein wirklicher Künstler zu werden, um sein Talent zu pflegen und seinen eigenen Weg im Leben und der Musik zu finden, braucht es ZEIT und MÜHE.
Scheinbar stehen der Musikmarkt und seine «Regeln» der schnellen Förderung dieses kreativen Wachstums im Wege. Deshalb werden viele junge Künstler Opfer eines Erfolgs, der ein wahres Hindernis für sie wird, sich selbst zu entdecken.
All jene, für die Musik mehr ist als nur ein Mittel der Selbstdarstellung oder Unterhaltung sollten an ihre tiefe Bedeutung erinnert werden. Die götzenbildhafte Verehrung und Suche von Namen sollte uns nicht blind oder taub machen - die Musikgeschichte (unterstützt durch viele Tonaufnahmen) sollte uns daran erinnern, was wahre Edelsteine sind und uns deshalb nicht erlauben, künstliche Imitationen zu akzeptieren.
Um es mit den Worten von Friedrich Nietzsche zu sagen: «Ein Leben ohne Musik wäre ein Missverständnis». Keine Zweifel – der große Denker sprach vor allem von der erfüllenden Musik und nicht von dem heutigem Himmel, der mit vielen «rising stars» gefüllt ist und einen Schwerpunkt auf Unterhaltung und Ovationen, die leider zum Teil unserer Kultur geworden sind. Da ich zu dieser Schlussfolgerung gekommen bin, erlaube ich mir, mich stärker und gesünder zu fühlen...
Ich erwarte nicht, dass mein Standpunkt von allen begrüßt wird, bin aber sicher, dass seine Hauptaussage nicht in Beziehung steht mit den «gesundheitlichen Gründen», die das Verbier Festival als Entschuldigung vorbrachte, als es meine Absage bekannt gab.
Nichtsdestotrotz wünsche ich allen Gästen und Musikern dieses Festivals, dass sie die Aufführungen diesen Sommer genießen, die zweifelsohne wie immer «großartig» und bejubelt sein werden.
Es tut mir leid, dass ich mit einigen meiner besten Freunde im Juli nicht auf die Bühne gehen werde. Mit dem gestrigen Abschluss der Lockenhaus Kammermusikfestspiele, die ich heuer zum dreißigsten und letzten mal als Künstlerischer Leiter durchführte, hatte ich aber die Möglichkeit mich wieder zu überzeugen - und das unter den Künstlern wie dem Publikum - wie viele Menschen die wahre Musik als eine Energiequelle empfinden, die uns alle (weit entfernt vom «Star-Rummel») beschenkt.
Diese Musik, die wir alle lieben - und nicht die «Event-Kultur» - wird auch in Zukunft seinen Wert behalten und uns die notwendige Stütze im Leben sein.
Gidon Kremer